In Zeiten der Corona-Krise sind es vor allem die Frauen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: Denn überwiegend Frauen arbeiten in vielen Berufen, die unsere existenzielle Lebensgrundlage sichern. So sind im Einzelhandel und in Krankenhäusern deutlich über 70 Prozent und in Kindergärten deutlich über 90 Prozent der Beschäftigten weiblich.
Vergleicht man die Arbeitsbedingungen von Maschinenbauingeneur*innen (mit einem Frauenanteil von etwa 10%) jedoch mit denen der Beschäftigten im Einzelhandel, in Sozial- und Pflegeberufen, dann schneiden letztere deutlich schlechter ab: Während der Bruttoverdienst einer Pflegekraft durchschnittlich etwa 2.400 Euro beträgt, verdienen Maschinenbauingenieur*innen mehr als das Doppelte. Und während rund 93 Prozent der Ingenieur*innen einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, ist bei den Erzieher*innen jeder fünfte Vertrag befristet. 60 Prozent der Beschäftigten im Maschinenbau arbeiten tarifgebunden – fast genauso hoch ist der Anteil der Einzelhandelskaufleute, für die kein Tarifvertrag gilt.
Sowohl als Maschinenbauingenieurin als auch als Pflegekraft verdienen Frauen allerdings über 10 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – über alle Branchen hinweg beträgt der sogenannte „Gender Pay Gap“ rund 20 Prozent! Der „Equal Pay Day“, der den Tag markiert, bis zu dem Frauen arbeiten müssen, bis sie den gleichen Betrag verdient haben, den die Männer bereits am 31. Dezember des Vorjahres auf dem Konto hatten, lag mit dem 17. März in diesem Jahr zwar einen Tag früher als noch 2019 – dennoch hat sich der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in den letzten zehn Jahren kaum verändert.
Vor allem Mütter sind anders als Väter einer Doppelbelastung ausgesetzt. Nur sechs Prozent aller Paare in Westdeutschland haben Berufstätigkeit, Hausarbeit und Kindererziehung genau hälftig zwischen sich aufgeteilt. In den meisten Fällen erledigen Frauen den Großteil der häuslichen Arbeiten – unbezahlt und quasi als „zweite Schicht“ nach Feierabend. Mehr als zwei Drittel aller Mütter arbeiten in Teilzeit. Vor allem sie sind von Altersarmut betroffen: Während die Rente westdeutscher Männer im Schnitt 1078 Euro beträgt, erhalten die Frauen gerade einmal 606 Euro. In Ostdeutschland fällt der Unterschied geringer aus; hier war die „Versorgerehe“ anders als in den alten Bundesländern nie das gesellschaftliche Leitbild.
Dennoch brauchen wir in ganz Deutschland ein Umdenken: Steuer- und sozialrechtliche Regelungen, die eine gleichwertige Erwerbstätigkeit beider Ehepartner in vielen Fällen finanziell unattraktiv machen, wie das Ehegattensplitting, gehören abgeschafft. Das Entgelttransparenzgesetz muss unabhängig von der Beschäftigtenzahl alle Unternehmen zur Offenlegung ihrer Lohnstrukturen verpflichten und Beschäftigten mittels Sammel- und Verbandsklagerecht eine realistische Möglichkeit eröffnen, ihre Ansprüche vor Gericht geltend zu machen. Frauen und Männer müssen für gleiche Arbeit endlich gleich bezahlt werden und gerade die Tätigkeiten im sozialen Bereich verdienen eine Aufwertung.
Denn nicht nur in Zeiten der Corona-Krise sind es die Frauen, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren kann!
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