Ein informativer und intensiver Austausch

Bildquelle: Hessischer Landtag Kanzlei 2019

Im November war ich für meine Fraktion Teil einer zehnköpfigen Delegation nach Vietnam unter Leitung von Landtagspräsident Boris Rhein.

Zu Vietnam, dem Land mit 3.400 Küstenkilometern in Südostasien, unterhält Hessen sehr gute Beziehungen. Auf Initiative des damaligen Ministerpräsidenten und dem damaligen Minister für Wissenschaft und Kunst wurde 2008 das Hessenbüro Vietnameröffnet, um die Außenwissenschafts- und wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Vietnam zu fördern. Unter den 16 deutschen Bundesländern ist Hessen heute das Land mit der größten Kooperationsdichte mit Vietnam. So finden beispielsweise jährlich mehrere Studienreisen von vietnamesischen Beamten nach Hessen statt, bei denen besonderes Augenmerk auf den deutschen Föderalismus gelegt wird. Unterschiedliche hessische Ministerien unterhalten Memorandums of Understanding mit Vietnam zum Austausch auf den jeweiligen Politikfeldern. 

Erste Station unserer Reise war die Hauptstadt und das politische Zentrum Hanoi.Dort hatten wir unter anderem Gelegenheit zum Austausch mit der Nationalversammlung und dem Vize-Premierminister. Begleitet wurden wir in Hanoi durch den deutschen Botschafter Dr. Guido Hildner. Auch ein Besuch mit Kranzniederlegung am Mausoleum von Ho Chi Minh (HCM), revolutionärer Gründer und Vaterfigur Vietnams, durfte selbstverständlich nicht fehlen.  Außerdem konnten wir an einer akademischen Feier an der Rechtshochschule Hanoi teilnehmen, bei der Boris Rhein die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. 

Zweite Station im Süden Vietnams war das wirtschaftliche Zentrum Ho-Chi-Minh-Stadt. Auch dort hatten wir Begleitung von Bundesebene; diesmal durch die Generalkonsulin Dr. Josefine Wallat. Auch in HCM-Stadt fanden diplomatische Gespräche, mit dem Vorsitzenden des Volkskomitees und dem örtlichen Parteisekretär statt. Im Zentrum unseres Besuchs stand allerdings die Graduierungs- und Eröffnungsfeier des Akademischen Jahres der Vietnam German University, an der Studierende Abschlüsse erreichen können, die durch identische Lehrinhalte ausgewählten deutschen Universitäten gleichgestellt sind. Die VGU ging 2008 aus einer Initiative des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des vietnamesischen Ministry of Education and Training hervor und ist die erste staatliche Hochschule mit ausländischer Beteiligung. Sie orientiert sich an deutschen Qualitätsstandards und insbesondere an den auf weitgehende Autonomie ausgerichteten Hochschulmodellen in Hessen. Zum Beispiel stand erstmals im vietnamesischen Hochschulsystem die Satzung einer ausländischen Hochschule, nämlich der TU Darmstadt, Pate für die Satzung der VGU. Im Koalitionsvertrag ist verankert, dass das Land Hessen den Ausbau der VGU gemeinsam mit dem Bund weiter unterstützt. Gerade baut die Universität einen riesigen neuen Campus für geplante 12.000 Studierende bis 2030. Von dem Fortschritt der Bauarbeiten konnten wir uns auf der Baustelle persönlich überzeugen.

Letzte Station, wieder im Norden des Landes, war Hai Phong, wo wir noch zwei Unternehmen besuchen konnten. Das war einmal die Messer AG mit Sitz in Bad Soden, die zu den 20 umsatzstärksten Chemieunternehmen Deutschlands gehört und in Vietnam, wie an anderen Standorten weltweit, Luftzerlegungsanlagen betreibt, und andererseits VinFast, die erste eigene Automarke Vietnams. Beide Besuche konnten einen guten Eindruck der Wirtschaft Vietnams und der Herausforderungen, insbesondere beim Umweltschutz vermitteln. 

Insgesamt war die Reise extrem vollgepackt, informativ und intensiv. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig freundschaftliche, diplomatische Beziehungen sind und dass diese auch von gegenseitigen Besuchen vor Ort leben. Nur so können konkrete Projekte wie die Vietnamese German University entstehen und gedeihen.